Um den Platz im Schrank gut zu nutzen, habe ich nach Schachteln gesucht, die die Fächer optimal ausnutzen. Das war kaum möglich, so dass ich sie selbst aus alter Wellpappe gebaut habe. Genügend 2lagige Wellpappe habe ich von den großen Kartons der Modellflieger. Der Clou ist aber die Verwendung von Nassklebeband, das den fertigen Schachteln eine unglaubliche Stabilität verleiht.
Vorteil gegenüber Kunststoffschachteln ist, dass das Klima im Karton wegen der Dampfdurchlässigkeit günstig ist und nichts in Gefahr läuft, zu rosten. Nachteil ist die Nässeempfindlichkeit; für einen feuchten Keller sind die Kartons nicht geeignet. Und zum Lagern spitzer Gegenstände sind Kartons ebenfalls ungünstig.
Der Rohstoff ist zwar billig, aber der Zeit ist auch Geld. Zum Schneiden der Karton-Teile und des Klebebandes werden mindestens 15min benötigt, zum Zusammenkleben nochmals mindestens 15min, also insgesamt eine halbe Stunde. Die Zeiten gelten für die Anfertigung mehrerer Kartons und sind bei geübtem, konzentrierten Arbeiten möglich. Ergebnis sind freilich Kartons in der optimalen Größe, wie man sie kaum zu kaufen bekommt.
Als Wellpappe sollte ausschließlich die 2lagige Ausführung benutzt werden. Günstig sind große Flächen. Gut geeignet sind Kartons, die beim Versand von größeren Modellfliegern verwendet werden. Sicher hat auch der örtliche Händler so was vorrätig. Auch Möbel sind u.U. in großen Kartons verpackt. Eventuelle Kunststoff-Packbänder sollten alle vorsichtig entfernt werden, möglichst ohne die obere Kaschierung des Kartons stark zu beschädigen.
2-lagige Wellpappe
Ganz entscheidend ist die Verwendung von Nassklebeband. Das Zeug klebt wie Teufel und hält nach dem Trocknen bombenfest, ganz anders als Kunststoffpackband. Außerdem lässt es sich im nassen Zustand ganz leicht falten und um enge Kanten legen. Niemals löst sich das Nassklebeband auch von engen Stellen ab.
Es gibt Nassklebeband, das noch mit Kunststoff verstärkt ist. Das sollte nicht verwendet werden, denn es leidet die Fähigkeit, sich um enge Ecken zu schmiegen und ist aus Stabilitätsgründen für die Schachteln nicht erforderlich.
Das Nassklebeband ist günstig im Internet erhältlich. Ich nehme die 200m-Rollen mit 6cm breitem Band.
Zum Schneiden des Kartons nutze ich ein "Frühstücksmesser" aus Kohlenstoffstahl (Windmühlen-Messer). Der Carbonstahl lässt sich mit einem Wetzstahl (oder einem Keramikboden) extrem schärfen. Natürlich kann man mit so einem Messer auch perfekt dünne Salamischeiben schneiden.
Neben Bandmaß und weichem Bleistift braucht man noch eine Anlegekante, an der geschnitten werden kann. Ich nutze am liebsten den abgebildeten braunen Winkel (der ist etwas dicker als der Tischlerwinkel und lässt sich besser festhalten) und für lange Schnitte gern die Führungsschiene einer Kreissäge.
Nicht zuletzt ist eine gute Schere erforderlich. Wenn das Klebeband nass ist, lässt es sich mit einer stumpfen Schere nur sehr schlecht schneiden.
Empfohlene Werkzeuge: großer Winkel, ggf. eine stabile Schiene, Nassklebeband, Bandmaß, Bleistift, scharfes Messer, ggf. Wetzstahl
Es fehlt die scharfe Schere.
Ich baue die Kartons so, dass alle Seitenwände auf der Grundfläche stehen. Die Vorderseite ist so breit, wie der Karton. Die Seitenteile sind deshalb um 2x5mm kürzer als die Tiefe des Kartons (die Wellpappe ist i.A. 5mm dick). Weil die Seitenteile auf dem Boden stehen, wird der Karton natürlich 5mm höher als die Seitenteile!
Zuschnitt (t=Tiefe, b=Breite, h=Höhe): schwarz: die Pappteile, blau; rot, grün, blau: die Klebestreifen
Beim Ausmessen der Schrankfläche ist zu beachten, dass möglichst in Breite und Tiefe noch 1cm Luft ist. Manchmal wird die Schachtel etwas zu breit und dann sollte sie nicht klemmen. Zu beachten ist ferner, dass das Scharnier der Schranktür das Fach an dieser Stelle deutlich schmaler macht. Und dass die Fachhöhe wegen der Bodenträger auch nicht völlig ausgereizt werden sollte.
Die Seitenteile schneide ich so, dass die Wellen der Pappe senkrecht stehen.
Nachdem die Maße klar sind, kann gemessen und geschnitten werden. Wenn man den Winkel/das Lineal gut festhalten kann, braucht man keine Linien zu zeichnen, sondern nur die Anlegepunkte zu markieren.
Ich lege die Pappen auf den Fußboden und schneide mit dem o.g. scharfen Messer. Wegen der runden "Spitze" besteht keine Gefahr, dass ich durch die Pappe steche. Und auch bei mäßigem Druck schaffe ich es, nur die obere Kaschierung, eventuell auch die Mittellage durchzuschneiden. Dass ich den Fußboden anritze, ist ausgeschlossen.
Nach dem ersten Schnitt stelle ich die Pappe hochkant auf und knicke sie ganz leicht, so dass der Schnitt gut sichtbar wird. Dann gehe ich mit dem Messer in den Schnitt und schneide ich die mit leichtem Zug durch. Weil das Messer sehr scharf ist, geht das ganz leicht.
Die Klebestreifen bereite ich alle vor. Insgesamt sind 24 Stück pro Karton abzulängen. Bis auf die 4 Streifen für die Ecke (braun im Bild) sind alle ca. 2cm kürzer als die Teile, die verklebt werden. Auf den Zentimeter kommt es hier nicht drauf an.
Damit das Ablängen nicht so lange dauert, lege ich mir ein Lineal bereit, ziehe ein Stück von der Rolle und schneide ungefähr an der richtigen Stelle, siehe Bild.
Natürlich kann man die Rolle auch lose hinlegen. Wichtig ist, dass es schnell geht, denn es ist viel abzulängen.
Wenn man geübt ist, dauert das Zusammenkleben eines Kartons 15min, pro Stunde schafft man also maximal 4 Stück. Das zeigt, dass man zusehen muss, effizient zu arbeiten.
Das Zusammenkleben erledige ich auf der Küchenarbeitsplatte. Wenn die Frau komisch guckt, kann man sie beruhigen: der Klebstoff ist ungiftig. Und, noch wichtiger: die Klebstoffreste lassen sich mit einem feuchten Lappen völlig problemlos und rückstandsfrei abwischen.
.Zum Anfeuchten des Klebebandes nutze ich einen Schwamm, der immer mal wieder mit Wasser angefeuchtet werden mus und auf einem Teller liegt, damit das aufgesogene Wasser nicht davonläuft. Wichtig ist, dass das Klebeband richtig "nass" gemacht wird und dass man alle Stellen des Klebers erwischt.
Klebeplan. Die Farben der Klebestreifen entsprechen denen im vorigen Bild. Die Reihenfolge ist unkritisch. Ganz zum Schluss kommen die braunen Streifen auf die Ecken, die sind hier noch nicht zu sehen.
Zuerst klebe ich Wände für die Vorderseite (die genauso breit sind wie der Boden, grüne Klebestreifen). Die Seitenwände (blau markierte Klebestreifen) lassen sich dann gut dazwischen einpassen.
Den äußeren unteren Klebestreifen lege ich als erstes auf den Tisch, nässe ihn, lege den Boden darauf und drücke ihn fest. Anschließend lege ich ein Seitenteil mit wenigen Millimeter Abstand zum Boden auf den Klebestreifen, so dass der haftet. Dann klappe ich ihn hoch und stelle ihn auf den Boden.
Als nächstes kommt der Klebestreifen im Inneren das Kartons dran. Damit das stehende Seitenteil nicht wieder nach außen umfällt, ist eine halbvolle Bierflasche hilfreich.
Nach dem Kleben des inneren Streifens bleibt die Seitenwand von allein stehen und man kann das angrenzende oder das gegenüberliegende Seitenteil kleben. Sobald sich 2 Seitenteile an einer Ecke begegnen, können sie mit dem rot markierten Band außen und innen verbunden werden.
Anschließend werden die Stirnseiten der Seitenteile zugeklebt (grün und blau markierte Klebestreifen). Das erhöht die Stabilität beträchtlich und sieht natürlich besser aus. Das Nassklebeband schmiegt sich perfekt um die Kanten.
Ganz zum Schluss kommt der Trick mit den Ecken, dazu kommen die braun markierten Klebebänder zum Einsatz.
Zuerst ist das Klebeband mit weiten Überständen auf die Ecke zu legen. Am Boden sollte es nicht so weit überstehen wie an der Oberseite.
Mit einer scharfen(!) Schere wird das Band nun an der Bodenseite eingeschnitten und die überstehenden Enden auf den Boden geklebt.
Eins der überstehenden Enden ist bereits am Boden festgeklebt.
Auf der anderen Seite wird das Klebeband V-förmig eingeschnitten. Die "Spitze" des V ist aber noch mindestens 5mm breit.
V-förmiger Einschnitt. Die Schere muss unbedingt scharf sein, sonst wird es nervig.
Das V-förmige Teil wird nun zuerst straff nach innen geschlagen und gut festgedrückt.
Anschließend werden die beiden anderen Teile nach innen geschlagen.
Fast fertig: Hier fehlt noch der Klebestreifen zum Abdecken der Stirnseite.
Das wars. Den Karton am besten irgendwo hinstellen, so dass er sich nicht verzieht. Nach 2 Stunden ist er getrocknet. Am nächsten Tag ist er richtig durchgetrocknet und bombenfest.
Falls man sich irgendwo vertan hat und der Karton zu breit oder zu tief ist, kann man einfach ein Stück herausschneiden und die verbliebenen Teil mit Nassklebeband zusammenkleben.
Natürlich kann man auch größere Behältnisse bauen. Für die 1200mm-Trojan habe ich mit der Technologie eine Lager- und Transportkiste gebaut, siehe hier.